Success Story
Rome Reborn 2.0
Es gilt als das bislang größte Projekt im Bereich virtuelle Rekonstuktion, kulturelles Erbe und digitale Archäologie: Rome Reborn ist eine internationale Kooperation mit dem Ziel, die Stadtentwicklung des antiken Rom mithilfe eines interaktiven digitalen 3D-Modells abzubilden. Rome Reborn 2.0 (alpha) wurde am 11. August 2008 anlässlich der Siggraph-Konferenz in Los Angeles vorgestellt.
Mithilfe von CityEngine wurden mehrere Tausend römische Gebäude und Dutzende ionische und korinthische Tempel rekonstruiert.
Making of
Die detaillierten 3D-Modelle der römischen Bauwerke – so z. B. das berühmte Kolosseum und der Circus Maximus aus Ben Hur – wurden in mehreren Personenjahren von Archäologen und Computergrafikern manuell nachgebaut. Die das Stadtgebiet umgebende Landschaft wurde ähnlich detailgetreu mithilfe von CityEngine rekonstruiert. Auf diese Weise entstanden über 7.000 römische Gebäude und zahlreiche hochdetaillierte Tempelmodelle.
"CityEngine eignet sich perfekt für Rome Reborn", so der Projektleiter Bernard Frischer. "Bei unserem Projekt geht es darum, die Stadt zu ihrer Blütezeit unter Konstantin dem Großen, als sie etwa eine Million Einwohner zählte, vollständig digital zu rekonstruieren. Es hätte ewig gedauert, die 7.000 Mehr- und Einfamilienhäuser, öffentlichen Gebäude und Tempel der Stadt manuell zu erstellen. Aber dank der Leistungsfähigkeit und Flexibilität von CityEngine konnten wir unser Vorhaben erstaunlich schnell und ohne Detail- und Qualitätseinbußen umsetzen. Damit hatten wir mehr Zeit, uns auf die Modellierung der charakteristischen Bauwerke zu konzentrieren. Mit CityEngine konnten wir das Modell zudem schnell verändern, sobald neue Forschungsergebnisse oder Funde dies rechtfertigten."
Wohnhäuser im alten Rom
Im alten Rom gab es über 7.000 Wohnhäuser. Im Sinne einer möglichst großen archäologischen Genauigkeit wurde bei der Erzeugung des Straßennetzes und der Flurstücke auf die Stadtplanungswerkzeuge von CityEngine verzichtet. Stattdessen rekonstruierte man die Straßen auf der Basis vorhandener bekannter Daten. In Ermangelung von Straßennetzen oder Footprints wurden grobe Massenmodelle in CityEngine importiert.
In der Folge ergab sich eine sehr aufwändige Modellierungs-Pipeline. Im einem ersten Schritt wurde der berühmte Plastico di Roma Antica von Gismondi, ein großes und gut erhaltenes plastisches Stadtmodell und Exponat im Museum der römischen Zivilisation, unter der Leitung von Bernard Frischer (IATH, University of Virginia) und Gabriele Guidi (Politecnico di Milano) eingescannt. Die gescannten Daten wurden anschließend als klassifizierte Massenmodelle interpretiert und als Polygondaten bereitgestellt. Im letzten Schritt importierte man die Massenmodelle in CityEngine.
Hier wurden unter der Anleitung von Archäologen Grammatikregeln zur späteren Optimierung der Modelle entwickelt. Die daraus resultierenden detaillierten 3D-Gebäudemodelle konnten abschließend in eine beliebige 3D- oder Visualisierungssoftware exportiert werden.
Tempelmodelle
Aber nicht nur Wohngebäude, sondern auch zahlreiche römische Tempel wurden mit CityEngine rekonstruiert. Bei der Nachbildung der antiken Tempel orientierte man sich stark an den strukturierten und gut dokumentierten Regeln der klassischen Architektur. So wurde zum Beispiel ein grammatischer Regelsatz speziell für den Nachbau von ionischen und korinthischen Tempeln entwickelt. Dieser sehr detaillierte Regelsatz besteht aus rund hundert Attributen, mit denen sich das endgültige Aussehen der Bauwerke beeinflussen lässt. Häufig sind aus Gründen des Verfalls allerdings nicht alle Attribute bekannt, z. B. die Kapitellhöhe. In solchen Fällen können ganz leicht die durch den bekannten Renaissance-Architekten Palladio beschriebenen Größenangaben in den Regelsatz übernommen werden. Wenn der Benutzer also lediglich einige ihm bekannte Parameter eingibt, werden die übrigen Parameter proportional dazu berechnet.
Kurz gesagt wird durch attributierte Grammatikregeln die präzise parametrische Modellierung von Tempeln ermöglicht. In CityEngine werden diese Parameter auf einer intuitiven Benutzeroberfläche präsentiert, mit der die Archäologen in kürzester Zeit detailgetreue 3D-Modelle erstellen und bearbeiten können.
Über Rome Reborn
Rome Reborn läutet eine neue Ära für die Ausstellung von historischen Fundstücken in Museen, im Unterricht und im Internet ein. Etwa 7.000 Gebäude lassen Rom zu seiner Blütezeit unter Konstantin dem Großen im Jahr 320 n. Chr. wiederauferstehen. Mit Rome Reborn ergeben sich ganz neue Möglichkeiten für die Unterrichtsgestaltung, die wissenschaftliche Zusammenarbeit und die Kommunikation zwischen Archäologen und der allgemeinen Öffentlichkeit.
Rome Reborn ist ein Gemeinschaftsprojekt aus Wissenschaft und Wirtschaft. Die beteiligten Partner, darunter IATH, IBM, Illustrious, Mental Images, Past Perfect Productions, Esri, Politecnico di Milano und UCLA, bereicherten das Vorhaben mit kreativen Inhalten und grafischer Datenverarbeitungstechnik und schafften gemeinsam die Möglichkeit, das alte Rom interaktiv zu erkunden.